Alleine-Reisen steht für viele auf der Bucket List. Doch vor Ländern, deren Sprache man nicht so richtig spricht oder die eine absolut andere Kultur haben als unsere, haben viele Angst. Peru ist so ein Land.
Aber soll ich mich wirklich von meiner Angst diktieren lassen? NEIN!
Und so bin ich alleine nach Südamerika gereist.
"Ich wäre froh, wenn du schon wieder zuhause wärst", sagt mein Vater, als ich ihm von meinen Reiseplänen nach Südamerika erzähle. "Das ist doch gefährlich. Und dann auch noch als Frau."
Klar, es ist etwas anderes als Pauschaltourismus auf Mallorca, aber es ist auch viel aufregender, man lernt mehr über Land und Leute, über eine fremde und Jahrtausende alte Kultur und über sich selbst. Auf Mallorca würde ich nur lernen, wie ich in zwei Sekunden einen Gin Tonic über eine Alk-Rutsche in meinen Magen pumpe. Thank you, not interested!
Mein Urlaub sollte etwas Besonderes sein. Und da ich ein wenig Spanisch spreche und Peru mit seiner Küste, dem Titicacasee und den Anden eine Faszination auf mich ausübt, die unbeschreiblich ist, saß ich bei STA Travel in München und buchte die Flüge und den Inka Trail, die 42-Kilometer-Wanderung über den 4215-Meter-"Death Woman"-Pass durchs Heilige Tal von Ollantaytambo nach Machu Picchu. Schließlich muss man sich ja auch manchmal selbst challengen.
Die Übernachtungen buchte ich noch nicht. Ich wollte mich erst informieren, wie meine Strecke genau aussehen soll und dann individuell und vielleicht sogar vor Ort buchen. Allerdings war es, sofern man von einigen Städte Trips nach London oder Brüssel absieht, mein erster Urlaub alleine und dann auch noch in einem Land, dessen Sprache ich nicht zu 100 Prozent beherrsche und in dem ich mir sicher sein konnte, dass ich an manchen Stellen selbst mit Englisch nicht weiterkam.
Ich kaufte mir den Lonely Planet für Südamerika, klickte mich durch diverse Blogs über Peru und entschied mich letztendlich für die so genannte Gringo-Route von Lima nach Cusco. Da der Inka-Trail im Voraus gebucht werden muss (mind. sechs Monate) und dann zu einem festen Datum startet, konnte ich mir in etwa ausrechnen, wie lange ich an den anderen Orten sein konnte, um pünktlich zwei Tage vor Inka-Trail-Start (man sollte sich die Zeit geben, sich an die Höhe zu gewöhnen) in Cusco einzutreffen.
Über Booking.com und mit Hilfe des Lonely Planets suchte ich mir gute und preiswerte Hotels aus und schaute vorher, wie ich von A nach B komme. Peru hat ein top Bus-System. Luxusbusse (z.B. von Cruz del Sur) bringen euch über Nacht z.B. von Lima nach Cusco oder Arequipa.
Ich buchte eigentlich alle Hotels noch in Deutschland. Irgendwie gab es mir Sicherheit, wenn ich auf meinen Stationen immer ein Ziel hatte, das ich ansteuern konnte. Im Nachhinein hätte ich mir aber auch gut Hostels vor Ort suchen können - kommt ja auch ganz darauf an, wie komfortabel ihr es euch wünscht, ob Einzel- oder Mehrbettzimmer.
Meine Route ging von Lima (2 Nächte) über Pisco (1 Nacht) nach Huacachina (1 Nacht) nach Arequipa (3 Nächte) nach Cusco (2 Nächte) + 4 Tage Inkatrail + 1 Nacht in Cusco und einen Tag am Titicacasee.
JETZT KANN ES LOS GEHEN
In Lima gelandet musste ich das machen, vor dem ich am meisten Respekt hatte: Taxi fahren. Hört sich total dämlich an, aber ein Bekannter erzählte mir einige Tage vorher, wie er in Peru während einer Taxifahrt vom Fahrer und einem Komplizen überfallen wurde und ich war als Frau eine leichte Beute.
Doch wenn du dir ein offizielles Taxi am Flughafen nimmst (die offiziellen Unternehmen haben Stände direkt nach der Gepäckabgabe), dann kannst du einen Festpreis aushandeln und wirst von deinem Fahrer (der übrigens schick mit Hemd gekleidet ist) noch in der Flughafenhalle abgeholt.
Auf der etwa 40-minütigen Fahrt vom Airport ins Touri-Virtel Miraflores packte ich mein Spanisch aus und philosophierte mit dem Fahrer über Fußball und Bayern München und da die meisten Peruaner fußballverrückt sind und Bayern München selbstverständlich kennen, war die Fahrt alles andere als gruselig!
Im Hotel angekommen freute ich mich über mein großes Bett und dass ich erstmal richtig schlafen konnte, bevor ich die Stadt erkunden sollte. Lima ist ein 10-Millionen-Molloch mit einer wundervollen Steilküste (unbedingt hier entlang spazieren), coolen Szene-Vierteln wie Barranco und Miraflores und einer Innenstadt mit kunstvollen Gebäuden. Ich verbrachte den Tag in Meernähe, sah den Surfern zu, schlenderte durch Barranco (hier unbedingt mehr Zeit einplanen) und ging abends noch Ceviche essen. Das kalte Fischgericht mit Süßkartoffeln und Mais muss man unbedingt probiert haben - ich konnte gar nicht genug davon bekommen!
Nachdem es dunkel wurde, ging ich ins Hotel zurück und bereitete alles für meinen nächsten Stopp in Pisco und den Islas Ballestas vor.
Morgens um 6 Uhr holte mich das Taxi (bitte immer vom Hostel rufen lassen und KEINES auf der Straße anhalten) und fuhr mich zum Busbahnhof. Die Busstationen liegen, anders als in Deutschland, nicht im Zentrum. Am Bahnhof traf ich gleich zwei Deutsche aus Lüneburg, die ich auch später immer mal wieder auf der Reise treffen sollte.
Mit dem VIP-Bus von Cruz del Sur ging es ca. drei Stunden nach Paracas. Während der Fahrt zogen die Slums von Lima an mir vorbei, ich sah Tonnen an Müll, herumstreunende Hunde, Wellblechhütten - kurz, die Armut von Peru. Das Schwellenland ist zwar eines der aufstrebenden Länder Lateinamerikas, mit seit zehn Jahren anhaltendem Wirtschaftswachstum, doch laut der Schweizer Hilfsorganisation Helvetas Intercooperation leben vor allem in ländlichen Gebieten 56 Prozent der Menschen in Armut.
Es macht einen schon nachdenklich und hat mir gezeigt, wie schwachsinnig es doch ist, wenn jemand in Deutschland, im Schlaraffenland, über nichtige Dinge jammert.
In Paracas angekommen, musste ich - im Gegensatz zu allen anderen Touris noch ca. 15 Minuten nach Pisco fahren, da ich den Lonely Planet falsch verstanden hatte und dachte, dort gingen die Schiffe zu den Islas Ballestas mit ihren Pinguinen und Seelöwen ab. Naja, immerhin war ich die einzige Touristin in dem kleinen Ort und konnte mir in der Nachmittagssonne auf dem Plaza Mayor die Leute auf ihren Tuk Tuks anschauen und in typischen Supermärkten einheimisches Essen kennen lernen.
Ich wurde wirklich komisch angeguckt, weil sich anscheinend nur selten europäische Touristen hier blicken lassen, aber das war umso besser, um ein Gespräch anzufangen.
Zurück im Hostel riet mir die Besitzerin vom abendlichen Spaziergang am Meer ab. "Demasiado peligroso" - okay, zu gefährlich. So blieb ich dann eben im hübschen Innenhof des Hostels, las ein bisschen und freute mich auf den nächsten Tag mit dem Ausflug auf die Islas + Erkundung der Wüste von Paracas (inklusive Sandsturm).
Nach dem Tagesausflug zu den Islas, auf dem ich übrigens die beiden Lüneburger wieder traf und Bekanntschaft mit der netten deutschen Studentin Freya machte, fuhr ich abends weiter zur nächsten Station: Huacachina. Die Wüstenoase ist ein typischer Gringo-Spielplatz. Hier ist Party angesagt, es gibt laute Musik, viel Alkohol und saufwütige Engländer und Amerikaner, die hier gut und gerne mal eine Woche verbringen.
Für mich unvorstellbar. Ich war eine Nacht dort, kämpfte mich um 6 Uhr morgens die Düne hinauf (nachdem ich fast von einem Straßenhund gebissen wurde) und schaute mir den Sonnenaufgang an. Am Nachmittag machte ich die obligatorische Sandbuggy-Tour über die Dünen inklusive Sandboarding. Nachmittags dann noch eine Runde am Pool chillen und dann war ich auch schon bereit wieder aufzubrechen.
Huacachina ist typisch touristisch, schau dir lieber direkt Ica an - ich glaube, da bekommt man mehr mit von den Leuten. Aber gut, für eine Nacht ist die Oase schon okay.
MEIN PERU HIGHLIGHT: AREQUIPA
Die weiße Stadt, wie Arequipa auch genannt wird, ist eines meiner Highlights in Peru. Nicht nur, dass ich in einem wundervollen Hostel (Grace Valley) schlafen und das tollste Frühstück mit der besten Mango und dem besten Schokokuchen der Welt essen konnte, sondern auch, weil Arequipa hübsche Architektur, erlebbare Kultur und bestes peruanisches Essen miteinander vereint.
Die Markthalle ist ein Abstecher wert, probier unbedingt einen leckeren Fruchtsaft oder eine Lucuma - eine Mischung aus Kürbis, Süßkartoffel und Melone. Die Stadttour, die man in jedem Hotel buchen kann (kostet nicht mehr als 20 Euro) bringt dich in die Vororte und du erfährst viel über die Gründung Arequipas, kannst mit den Einheimischen sprechen, Coca Blätter probieren oder ein Cui, ein Meerschweinen, DIE Delikatesse Perus essen (schmmeckt ein wenig wie Ente, sieht auch so aus).
Das besondere an Arequipa ist nicht nur die Lage im Landesinneren, umrandet von mehreren Vulkanen, sondern auch die Nähe zum Colca Canyon, einem langen Tal, das man in ca. vier Stunden vom Stadtzentrum entfernt erreicht, sobald man über einen 4200-Pass gefahren ist.
Im Colca Canyon hast du die Möglichkeit Andencondore ganz nah zu erleben und für alle girly Girls: Du kannst hier auch bei einem der Touristen-Stopps ein Babyalpaka streicheln! Die sind seeeeehhhhr flauschig!
Einziger Nachteil des Tagesausflugs: Es geht schon um 2! Uhr morgens los, man fährt ca. 4-5 Stunden zum Canyon und startet dort erst mal mit einem leckeren Frühstück. Aber die Landschaft wirst du so kein zweites Mal sehen....
Zurück vom Ausflug zum Colca Canyon, ging es direkt im Nachtbus weiter nach Cusco - zehn Stunden.
Während die Nachtfahrt nach Arequipa für mich super war und ich sogar schlafen konnte, hatte ich bei dieser Fahrt leider nicht so viel Glück. Der Bus war nicht mehr ganz so neu, er war ziemlich laut und die Fahrt nach Cusco ist von ständigem Bremsen, Anfahren, Abbiegen etc. keine angenehme. Da hatte mir auch mein VIP-Luxussessel nichts genützt.
Völlig gerädert kam ich deshalb zwei Tage vor meinem Inka Trail dort an - in 3300 Metern Höhe.
Dass die Luft hier dünner war, merkte ich, als ich in meinem Hostel zum Frühstück ging. Ich musste in den zweiten Stock und war so außer Puste mit Herzklopfen, dass ich dachte, ich kipp gleich um. Aber das ist normal. Die Höhenkrankheit "Soreche" ist leider kein Mythos, sondern sie kann jeden treffen. Die einen sind viel schneller als sonst außer Atem, die anderen haben Kopfschmerzen, müssen sich übergeben oder sind antriebslos. Hilfsmittel dagegen sind Coca Blätter, von denen man ca. 20 übereinander legt, etwas Stevia (gibt es in Peru in Zuckerstückchenform) drüberträufelt, das ganze zusammenrollt und sich in die Backe klemmt. Hier vermischt sich der Saft der Cocablätter mit deinem Speichel und er hilft dir, dich sofort besser zu fühlen.
Du kannst auch Tee aus Coca Blättern trinken, das hilft ebenfalls!.
AUF KEINEN FALL solltest du direkt einen Trail starten, schwer essen oder Alkohol trinken. All das ist super gefährlich und kann dir die ganze Reise kaputt machen. Gönn dir die Zeit, dich an die Höhe zu gewöhnen, mach langsam am ersten Tag und wenn du lieber im Hotelbett liegen möchtest als groß auf Sightseeing-Tour zu gehen, dann hör auf deinen Körper. So umgehst du am besten, dass es dir länger schlecht geht, gewöhnst dich besser an die Höhe und wirst schon am zweiten Tag merken, dass du dich angepasst hast.
Allerdings bist du, falls du über die Arequipa-Route kommst und nicht direkt von Lima nach Cusco fliegst, bestens auf die Höhe vorbereitet, weil du dich ganz langsam peu à peu an die Anden heranpirschst. Wenn du also merkst, dass es dir gut geht, kannst du dich auf Stadterkundung machen, im höchst gelegenen Irish Pup der Welt vorbei schauen, dir von der Christus Statue die Stadt von oben angucken oder einfach am Plaza abhängen und die Leute beobachten.
Alle Early Birds sollten einen Abstecher in die Kathedrale machen. Um 6 Uhr morgens ist sie geöffnet, du kannst dann das berühmte Abendmahl-Gemähle von Marco Zapata anschauen - inklusive Meerschweinchen! Und nimm an einer der kostenlosen aber auf Trinkgeld basierten Free Walking Touren statt. Die Guides (z.B. Marco) erzählen auf Englisch oder Spanisch Insides über Stadt und Geschichte und bringen dich an Plätze, an die du als normaler Touri vielleicht nicht gegangen wärst.
ENDLICH: JETZT GEHT'S LOS AUF DEN INKA TRAIL
Er war DAS Highlight auf meiner Peru-Reise und das, was ich unbedingt machen wollte: Der Inka Trail. Die 42,5 Kilometer lange Strecke, die sich durch die Anden schlängelt, ist der Original-Pfad, den die Inkas im 15. Jahrhundert auf dem Weg in die Stadt Machu Picchu nutzten und der Anfang des 20. Jahrhunderts von Forscher Hiram Bingham entdeckt wurde. Man wandert, übernachtet in Zelten und hat keine Verbindung zur Außenwelt. Perfekt für mich als gestressten Medienmensch!
Die Strecke ist tough, aber machbar. Leider kann man sich nicht auf eigene Faust auf den Inka Trail begeben, man muss sich einer Gruppe anschließen. Da nur 500 Leute pro Tag auf den Trail dürfen, ist er lange im Voraus ausgebucht. Du solltest mindestens drei, besser sind sechs Monate vorher buchen. Die Gruppen, in denen man los zieht, bestehen meistens aus einem Guide und einigen Trägern, die fürs Kochen, den Aufbau der Zelte und das Schleppen der ganzen Sachen zuständig sind. Die Wanderer selbst haben nur einen Tagesrucksack dabei - sofern man ein paar Extra-Sol investieren möchte, um seinen Schlafsack und Co. tragen zu lassen (du musst bedenken, dass dies auch eine Einnahmequelle der Porteros ist).
Während man am ersten Tag zehn Kilometer mit geringen Steigungen absolviert, ist vor allem der zweite Tag über den "Death Woman's-Pass" (4215 Meter) der anstrengendste Teil der Reise. Man geht nur Treppen - immer bergauf. Durch die Höhe fällt vielen Wanderern das Atmen schwer und man fühlt sich schon nach ein paar Schritten als hätte man einen 100-Meter-Sprint hingelegt. Aber durch ausreichend Pausen und mit Hilfe von Coca-Blätter, die man sich unbedingt vorher besorgen sollte, schafft man es trotzdem. Und glaub mir, du bist so stolz, wenn du auf dem Pass stehst, ins Tal hinabblickst und diese Schönheit sehen kannst. Die Farben, die Pflanzenwelt, die Wolken - das alles ist so anders und besonders. Da macht es auch nichts aus, wenn es plötzlich zum Regnen anfängt und man sich unter seinem Poncho verstecken muss.
Die Stufen, die nach dem Pass folgen, gehen nur noch bergab. Nach etwa zwei Stunden erreicht man am zweiten Tag überglücklich das Camp, in dem die Porteros bereits alles aufgebaut haben. Das Essen, das sie zubereiten, schmeckt so herrlich und du wirst dich wundern, was sie alles trotz Höhe und Schlepperei zaubern. Es gibt zu jeder Mahlzeit eine Suppe, eine Vor-, eine Haupt- und eine Nachspeise. Dazu Wasser und Coca Tee.
Die Nächte in den Zelten sind kalt. Du solltest dir auf jeden Fall eine Mütze, Handschuhe und vielleicht eine Daunenjacke einpacken, die du leicht zusammenfalten kannst. Auch ein Schlafsack, der bis knapp unter Null Grad wärmt, sollte zu deiner Ausstattung gehören. Ich bin wirklich kein Camping-Freund und war jedes Mal froh, wenn die Nacht rum war und ich weiter laufen konnte.
Vor allem, weil man sich den Kopf frei laufen kann. Manchmal, wenn man sich etwas von der Gruppe absondert, weil man schneller oder langsamer ist, kann es auch vorkommen, dass man eine Teilstrecke ganz alleine für sich läuft. Ein sehr erhabenes Gefühl!
Der dritte Tag ist übrigens, was alte Inka-Ruinen angeht, der spannendste, da man an sehr vielen vorbeikommt. Leider hat es bei uns ständig geregnet, weshalb die Ruinen unter dichten Nebelbänken versteckt waren. Allerdings geht es dabei auch direkt durch den Regenwald und der sieht auch bei Dauerniederschlag sehr beeindruckend aus.
Am letzten Zeltplatz kamen wir relativ früh an, so dass wir noch die Umgebung erkunden konnten. Das Bild oben ist genau dann entstanden. Die Wolken rissen immer mal wieder auf, die Anden blitzten durch, dann kam die Sonne, die sich mit den Nebelschwaden mischte, mal die Sicht auf Aguas Calientes, der einzigen Stadt in Machu Picchu Nähe, frei gab, mal einfach nur in Strahlen durch den Nebel schien. Es war genau dieser Moment, in dem mir bewusst wurde, was die Inkas als das Göttliche angesehen haben mussten. Dieses Naturschauspiel sieht nicht nur so aus, als hätte eine nichtirdische Macht hier mitgemischt, es fühlt sich irgendwie auch so an.
In diesem Moment wurde mir auch für mich und mein Leben etwas bewusst, ich wusste zwar in diesem Moment noch nicht genau, was es war, doch irgendwas tief in mir wurde in Gang gesetzt. Ein Gefühl, dass sich mein Leben, wie es bis dahin lief, verändern musste und verändern wird.
Nach dem Abendessen gingen wir sofort ins Bett, der Wecker stand auf 3 Uhr morgens und dann ging es in der Dunkelheit weiter. Das Ziel so nah! Heute an Tag 4 sollten wir endlich das Sonnentor und dann Machu Picchu erreichen!
Es ging über glitschige Steine immer nur bergabwärts - sechs Stunden lang. Wenn man am letzten Check Point des Trails angekommen ist, sind es etwa noch 45 Minuten bis zum Sonnentor, von wo aus man bei gutem Wetter Machu Picchu sehen kann. Das Sonnentor ist auch der Ort, an dem man mit den Tagestouristen zusammen trifft, die selbstverständlich alle gut aussehen, frisch geduscht und geschminkt sind - wir waren vier Tage unterwegs ohne Duschen, mit notdürftiger Katzenwäsche, in den selben Klamotten.
Aber wir hatten uns den Blick auf die geheimnisvolle Inka-Stadt richtig verdient. Und so fühlte es sich auch an, als plötzlich der Himmel aufriss, wir von oben Machu Picchu sahen und die Inka Götter den Blick frei gaben auf die magischen Ruinen.
Ich habe leider kein einziges Bild direkt AUS Machu Picchu. Nachdem wir nämlich von den Inka Göttern mit diesem grandiosen Blick belohnt wurden, haben sie jeglichen Regen, den es in den Anden zu finden gab über uns geschüttet. Es hat dermaßen schlimm geregnet, dass ich bis auf die Unterhose nass wurde. Meine wirklich sonst wasserdichten Wanderschuhe tropften nur so vor sich hin.
Und dann bildete sich noch eine hundert Meter lange Menschenschlange an den Bussen, um zum Bahnhof von Aguas Calientes und damit zurück nach Cusco zu kommen. Warten ist mir absolut zuwider, ich lief lieber gemeinsam mit meiner Gruppe auch die letzten 1,5 Stunden hinab ins Tal. Mir war es dann auch schon egal und ich kann wirklich sagen, dass ich den kompletten Inka Trail mit Zusatzkilometern gegangen bin!
Du kannst dir nicht vorstellen, wie gut die Cola im Tal geschmeckt hat, und wie genial es war, dass ich meine triefenden Boots gegen Flip Flops tauschen konnte.
Was ich - wenn ich es noch mal machen sollte - anders machen würde: Ich musste abends wieder zurück nach Cusco, da ich dort ein Hotel gebucht hatte. Dummerweise dauert die Rückreise nach Cusco vier Stunden und das ist selbstverständlich sehr nervig, wenn man sich einfach nur gerne in ein weiches Bett legen und vorher eine ausgiebige Dusche haben möchte.
Aber ich sag es dir, diese Dusche ist auch nach vier Stunden Rückreise nach Cusco herrlicher als alles andere - sofern man warmes Wasser hat ;)
Leider hatte ich das nicht, dafür habe ich mir am nächsten Tag noch einen Termin im Samana Spa geholt, wurde eine Stunde durchgeknetet und konnte dazu ein laaaanges Schaumbad genießen.
Die perfekte Nachbereitung zum Inka Trail. Leider mit umgerechnet 70 Euro nicht wirklich günstig, Energie hatte ich danach jedoch wieder enorm. Zumal ich am nächsten Tag für meine letzte Peru-Station fit sein wollte: den Titicacasee.
Im Bus ging es sieben Stunden von Cusco nach Puno. Der Titicacasee ist der höchst gelegene schiffbare See der Welt und hat etwas ganz Besonderes zu bieten: schwimmende Schilfinseln, auf denen die Ureinwohner auch heute noch leben.
Die schwimmenden Inseln der Uros sind eine Touri-Attraktion, auf der man sogar übernachten kann (aber Vorsicht: es wird nachts SEHR kalt). Ich hatte auch erst ein Bett auf den Inseln gebucht, es kurz vor dem Trail jedoch storniert. Wäre ja auch nicht die beste Idee nach vier Tagen Zeltlager direkt wieder bei drei Grad schlafen zu müssen. Wenn man bedenkt, dass die Uros immer so leben - ohne Heizung, nur auf Stroh gebettet mit vielen Decken, wird mir ganz anders.
Mir reicht schon der Kurztrip, der mich etwa drei Stunden auf die Inseln der Uros bringt. Man erfährt einiges über die Geschichte, darf in die Häuser spitzen, kann sich typische Souvenirs kaufen und am Ende steht noch ein Ausflug auf dem Schilfboot auf der Tagesordnung. Alles in allem liegt ein scharfer Geruch Touristen-Nepp in der Luft. Aber die Uros müssen sich ihren Lebensunterhalt verdienen - die Touristen haben das Geld, die Uros die Geschichten. Und dafür verlangen sie eben einige Sol, die man am Ende doch gerne zurück lässt.
Meine Reise führte mich nach nur wenigen Stunden zurück zum Flughafen. In Juliaca sagte ich Peru Adios. Das nächste Abendteuer wartete schon in einem neuen Land: Chile...
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Inna (Sonntag, 30 September 2018 22:31)
Hallo Stephanie,
Danke für Deinen interessanten ausführlichen Artikel! :)
Ich will schon lange nach Peru und jetzt habe ich die Möglichkeit dazu, aber keinen, der mit mir reisen könnte. Ich spreche fließend Spanisch. Deswegen überlege ich schon allein in Südamerika zu reisen, obwohl viele Freunde davon abraten. Dein Artikel war genau, was ich u. a. gesucht und gebraucht hatte.
Wann genau warst du in Peru? In welchem Monat bzw. Zeitraum?
Danke Dir für die Antwort. :)
Liebe Grüße
Inna
Stephanie (Montag, 01 Oktober 2018 11:25)
Hallo liebe Inna,
es freut mich sehr, dass mein Artikel hilfreich für dich ist und freue mich, wenn ich dich motivieren kann, auch alleine nach Peru zu fahren.
Eine Freundin von mir war vier Monate in Südamerika unterwegs und war ebenfalls total begeistert. Vor allem, wenn du fließend Spanisch sprichst, wirst du vor Ort jede Menge tolle Menschen kennen lernen und auch über die so einiges in Erfahrung bringen!
Ich war übrigens im April 2017 dort.
Wenn du noch mehr Fragen hast, kannst du mir auch sehr gerne eine Mail schreiben: sm@stephaniemorcinek.com.
Viele liebe Grüße,
Stephanie